Künstler im Interview – Claudia Schramm

Herzlich willkommen zu einer neuer Folge "Künstler im Interview" Diesmal mit Claudia Schramm.Vielen Dank nochmals für den Einblick in dein Schaffen!!

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Was inspiriert Dich?

Mich inspiriert die Natur. Ich liebe Bäume, Wälder, hügelige Landschaften im Morgendunst, Sonnenuntergänge und Begegnungen mit Tieren. Einmal sind mir beim Walken im Wald nur ein kurzes Stück entfernt zwei Rehe über den Weg galoppiert. Das war atemberaubend schön. Oder Schmetterlinge! So schön könnte ich nie malen, wie diese Wesen aussehen.

Wie kamst Du zur Kunst?

Ich habe als Kind schon gern gezeichnet. Aber mir erging es wie den meisten Kindern, die Kunst wird einem irgendwann vergällt. Lehrer, die unpassende Kommentare und seltsame Noten abgeben, eigener Perfektionismus und die Enttäuschung, nicht das Ergebnis erzielen zu können, das ich im Kopf habe und viele andere Faktoren führten dazu, dass ich irgendwann das Malen und Zeichnen mehr oder weniger gelassen habe. Jedoch muss ein Funke dieser Leidenschaft immer lebendig geblieben sein, denn ich habe mich beruflich immer so orientiert, dass ich etwas mit Stift und Papier zu tun hatte. 

Nach einer Lehre zum Technischen Zeichner und einem Architekturstudium habe ich in der Familienphase die Beschäftigung mit der Kunst und meiner Kreativität wiederentdeckt. Hilfreich war, dass in dieser Zeit gerade Blogs groß geworden sind. Ich habe speziell im amerikanischen Raum unheimlich viele Künstler gefunden, die sich mit Mixed Media (Mischtechniken) beschäftigt haben. Nach einiger Zeit nur auf den Zuschauerrängen habe ich wieder meine allerersten Schritte in die Gestaltung mit Farbe und Pinsel gewagt. 

Das war es auch, was mich durch eine sehr anstrengende und erschöpfende Zeit in meiner Mutterschaft hindurch getragen hat. Ich bin heute so weit, dass ich sagen kann: Ohne meine Kunstwäre ich im Burnout gelandet. Die kreative Betätigung hat mich buchstäblich gerettet.

Vorbilder?

Ich habe viele Künstler, die ich bewundere und die ich mag: Chagall, Monet, van Gogh, Jeanne-Claude und Christo, Antoni Gaudi, ... huch! das würde eine ziemlich endlose Liste werden.

Ganz besonders stark hat mich Friedensreich Hundertwasser geprägt. Das war ein Multitalent. Sein architektonisches Werk hat mich schon als Kind beeindruckt - und im Studium wurde uns dann mit Sätzen wie "Ornament ist Verbrechen" die Lust an solchen Bauwerken ausgetrieben. Funktionaler Zweckminimalismus. Kalte Stahl- und Glasarchitektur. Mit dieser Moderne kann ich nur wenig anfangen. Eine Reise nach Wien hat mich dann live zu seinem berühmten Haus und seinen Bildern geführt. Das war wie ein Weckruf.

Eine ganz wesentliche Rolle spielten aber auch die sozialen Medien und zeitgenössische Vorbilder. Auf Flickr folgte ich einigen kreativen Menschen, unter anderem meiner jetzigen Freundin Kathrin, die seit Jahren mit einer unglaublichen Beharrlichkeit ihre täglichen Erlebnisse in ihr Tagebuch malt. Dies und viele andere Vorbilder haben mich dazu gebracht, meinen eigenen Weg zu finden.

Rituale beim Malen, Musizieren, Schreiben ? Davor, danach?

Ich habe eine Küchenschürze, die ich immer anziehe, wenn es an die Farbe geht. Das ist quasi wie Arbeitskleidung anziehen. Dann bin ich im Künstlermodus 😉

Maltechnik? Stil? Variationen?

Mixed Media. Und das heißt bei mir vor allem: ich male nicht nur mit allem was mir in die Finger kommt, sondern ich zähle zu meinen Medien auch das Schreiben, das Fotografieren, das Collagieren und selbstverständlich das Zeichnen!

arbeitstisch

Lieblingsprojekt?

Aktuell arbeite ich an einem ganz und gar unkünstlerischen Projekt. Mich hat es seit dieser Phase mit dem Beinahe-Burnout nicht mehr losgelassen, dass man Kreativität doch auch nutzen könnte, um wieder persönliche Kraft zu schöpfen. Mich schmerzt, wie viele Menschen sich mit leerem Blick in einen grauen Alltag fügen müssen und nur wenig Hoffnung mehr haben, dass sich irgendwas verändern könnte.

Ich will das unbedingt weitergeben, dass jeder Mensch kreativ ist und wieder einen Zugang dazu finden kann. Es hat mir so sehr geholfen und ich habe eine ganze Menge über mich selbst gelernt in dieser Zeit - und ohne das alles wäre ich heute nicht an dieser Stelle.

Jeder kann seine Kreativität wiederentdecken und dazu verwenden, wieder Freude ins Leben zu bringen. Kreativität ist so bereichernd! Das geht vielleicht nicht von heute auf morgen, aber die kleinen Schritte summieren sich über die Zeit und eines Tages guckt man zurück und sagt: "Wow, das hat sich aber alles recht gut entwickelt".

Deswegen ist mein Lieblingsprojekt gerade, einen Workshop zu entwickeln, mit dem dieser Einstieg ins „kreativ sein“ wieder gelingen kann. Die Kreativität wird dann eine Entspannungsoase und Kraftquelle im Alltag.

Wie reagiert Umfeld, wie reagiert es darauf, dass du "Künstler"bist?

Ganz viele reagieren sehr positiv, wenn sie hören, dass ich Künstlerin bin. Vielleicht staunen sie auch darüber, denn der Satz "Kind, lerne etwas Gescheites, Kunst ist brotlos" ist wohl in den allermeisten Köpfen drin. Vielleicht ist da auch eine Ahnung an die eigene verschüttete Kreativität, ich weiß es nicht. Jedenfalls geht da bei vielen etwas in Resonanz. Es berührt ihr Herz. Ich sehe oft, dass da wieder so ein kurzes Funkeln in ihre Augen kommt.

Was fühlt man nach Verkauf eines Bildes?

Ich habe vor kurzem ein Bild an eine ganz liebe Mitsängerin im Chor verkauft. Die hat sich so darüber gefreut und das gibt mir auch die Freude wieder zurück und ein bisschen ertappe ich mich immer noch in ungläubigem Staunen, dass meine Bilder anderen Menschen etwas geben.

Wünsche an die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass ich so viele Menschen wie möglich erreichen kann und ihnen wieder einen Weg in die verloren geglaubte Kreativität weisen kann. Dass sich dadurch ihr Leben zum Besseren verändert. Ich möchte, dass die Menschen ihr Augenfunkeln wieder finden. 

Meine Bilder und mein Angebot findest du hier: claudia-schramm.com

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