Fastenchallenge 2107

Letztes Jahr bloggte ich zum ersten mal über eine Fastenchallenger der etwas anderen Art. Ins Leben gerufen wurde sie von Alexandra Graßler, sie schrieb damals darüber:

Bald ist es soweit! Am 10. Februar 2016 ist dieses Mal Aschermittwoch und da starten wir wieder durch. Zum 4. Mal schon! Wir sausen durch’s ganze Haus und fasten Dinge. Loslassen was das Zeug hält!Denn irgendwie haben wir doch alle zuviel Kram, oder? Es steht überall was rum, die Schränke sind voll, die Regale gehen über und zum Ausmisten ist nie die richtige Zeit. Obwohl es uns schon gut tun würde, das wissen wir auch“

Dieses Jahr geht die Fastenchallenge in die nächste Runde, das wiederum nahm ich als Anlass um mit Alexandra darüber zu reden.

Mich interessierten folgende Themen:

  1. Wie kamst du eigentlich auf die Idee diese Fastenchallenge zu veranstalten?
  2. Wie viele nahmen daran teil?
  3. 20 % vom Startgeld ging damals an Kiva (Mikrokreditplattform). Was wurde damit alles bewerkstellig? 
  4. Was änderte sich für dich persönlich in der Zeit? Oder blieb es danach wie es mal war?
  5. Wie war dein Fazit nach der Challenge?
  6. Wie war das Fazit der Teilnehmer?

Wie kamst du eigentlich auf die Idee diese Fastenchallenge zu veranstalten?

Die Idee ist im Februar 2011 entstanden. Meine Güte, das ist ja echt schon wieder 6 Jahre her… Mir ging damals das Thema Verzicht sehr durch den Kopf. Was Verzicht uns Gutes tun kann. Jeder kennt wohl die Fastenzeit mit dem religiösen Hintergrund und diese Zeit zu nutzen auf Süßes, Alkohol, Fleisch u.ä. zu verzichten.

Ich hab mal kurz im ersten Blogartikel zur Fastenchallenge von 2011 nachgelesen um was es mir persönlich bei dem Thema Verzicht ging. Der Grundgedanke war der eines bewussteren Lebens. Wir laufen oft so ferngesteuert durch unsere Tage und wissen gar nicht, was wir alles an Dingen schon besitzen.

All das hat sich dann in der Idee kristallisiert, mich beim Verzicht auf Dinge zu fokussieren. Wir haben wohl alle zuviel Kram und der kann uns mehr belasten, als uns bewusst ist. Entrümpeln ist eine so befreiende Aktion, die viel mehr bewirken kann als nur mehr Raum im eigenen Zuhause zu haben.

Entrümplen führt dazu, dass wir anders über unseren Konsum nachdenken. Es lässt uns bewusster werden was wir wirklich brauchen und wollen. Es verändert unser Leben nachhaltig.

Allerdings hatte ich damals auch keine große Lust allein eine Riesenausräumaktion zu veranstalten und dachte mir, das muss doch auch anders gehen. Und so kam ich auf die Idee die Fastenzeit als Rahmen zu verwenden dieses große Projekt gemeinsam mit anderen anzugehen und jeden Tag nur eine kleine Sache zu machen.

Kleine Sachen täglich auszumisten, summiert sich nach 6 Wochen zu einer großen Menge. Doch durch diese Schritt-für-Schritt Weise ist es machbar und schaffbar. So wurde sie geboren, die Fastenchallenge 😉

Wie viele nahmen daran teil?

Im Laufe der letzten 6 Jahren haben tatsächlich schon über 150 TeilnehmerInnen mitgemacht! Viele sind schon seit Anfang an jedes Jahr wieder mit dabei. Es ist großartig, was sich dadurch verändert hat. Manche haben in der Fastenchallenge buchstäblich ganz Häuser entrümpelt!

Es gibt dieses Jahr auch extra neue Zusatzaufgaben, für alle, die schon des Öfteren mit dabei waren.

Und je mehr dabei sind, umso mehr können wir Gutes tun. Denn von Anfang an, war die Fastenchallenge immer mit einer Spendenaktion verknüft. So wie wir oft zuviel haben, haben andere Menschen zu wenig.

In den ersten Jahren ist das Geld an das SOS Kinderdorf hier in der Oberpfalz gegangen und mit großer Freude dort aufgenommen worden.

20 % vom Startgeld ging damals an Kiva (Mikrokreditplattform). Was wurde damit alles bewerkstellig?

Seit 2016 ist die Fastenchallenge mit der Mikrokreditplattform Kiva verbunden. Hinter Kiva verbirgt sich so etwas wie eine gigantische Suchmaschine für Mikrokredite. Das Konzept wurde in Bangladesh vor vielen Jahren bekannt und verhilft vor allem Frauen in den ärmsten Gegenden dazu sich durch einen Mikrokredit eine Existenz aufzubauen und damit ihre Familien zu versorgen.

Was ich darüber hinaus so großartig an dieser Art der Selbsthilfe finde, ist, dass die Gemeinschaft eine wichtige Rolle spielt. Es werden in den Dörfern Gruppen gebildet, bei denen alle zusammenstehen und zusammenhelfen. Mit den Mikrokrediten wird Wissen weitergegeben wie man das Geld am besten einsetzt und damit seine Existenz sichern kann.

Allein im letzten Jahr konnten wir mehr als 25 Projekte unterstützen! Da es keine Spenden sind und das Geld zurückgezahlt wird (übrigens mit einer phänomenalen Quote von 98,7 %!!) kann wiederum der nächste Mikrokredit damit unterstützt werden. Das Geld aus der letzten Fastenchallenge zirkuliert also weiter und tut etwas Gutes. Für mich ist das Geldvermehrung in der besten Weise.

Auch dieses Jahr gehen wieder 20 % vom Startgeld an Kiva und wir alle zusammen können damit soviel Gutes erreichen und in Gang setzen.

Was änderte sich für dich persönlich in der Zeit? Oder blieb es danach wie es mal war?

Für mich hat sich schon seit der ersten Challenge im Jahr 2011 einiges geändert. Mir wurde vieles bewusst. Z.b. wie viel Kram sich über die Jahre angehäuft hat und wie wenig ich davon tatsächlich verwende. Welche Last Sachen oft sein können und wie wohltuend es ist, sie loszulassen.

Mein Konsumverhalten war tendenziell schon immer auf bewusstes Einkaufen ausgerichtet. Doch durch die Erfahrungen auch mit den anderen TeilnehmerInnen in der Fastenchallenge ist das nochmal enorm geschärft worden. Die Manipulation durch Werbung, der wir alle tagtäglich unterliegen, hat nicht mehr diese Macht über mich. Durch das Entrümpeln und bewusstem Hinschauen verändert sich das Denken. Es geht quasi niemand ohne gedankliche Veränderung aus der Fastenchallenge hervor 😉

Wie war dein Fazit nach der Challenge?

Was mich sehr begeistert hat, war, wieviel Nutzen alle TeilnehmerInnen durch die Challenge erfahren haben. Die großartigen Rückmeldungen haben mich zutiefst berührt. Dinge sind nicht nur Dinge, sondern auch oft emotional besetzt und wenn wir uns davon trennen, darf auch diese Emotion gehen und uns leichter zurücklassen.

Mein Fazit ist tatsächlich, dass jeder Mensch vom Entrümpeln profitieren kann. Und dass es gemeinsam um Längen einfacher ist, dieses Ziel zu erreichen.

Ich mache selbst auch jedes Jahr wieder mit und merke wie ich es immer mehr schaffe, meinen Status Quo vom letzten Jahr zu halten. Ganz leicht und ohne Anstrengung. Weil es mir inzwischen ein tiefes Bedürfnis geworden ist, meine Umgebung so zu gestalten, dass ich Raum zum Atmen habe und ich keinen unnützen Ballast um mich herum mehr haben möchte.

Wie war das Fazit der Teilnehmer?

Die Rückmeldungen der TeilnehmerInnen waren der Hammer. Ich zitiere hier nur mal ein paar:

"Ja, und ich finde es immer noch beeindruckend, WIE nachhaltig diese Challenge bei mir wirkt. Ich habe in der Zeit nicht nur eine Menge entrümpelt und mit euch viel Spaß gehabt, sondern es scheinen einige grundlegende Hebel umgelegt worden zu sein, so dass ich jetzt Dinge ganz anders sehe und angehe."

"Ich entsorge Dinge, wo es mir noch vor einem Jahr unmöglich erschiene wäre, dass ich mich je davon trenne. Und manches fällt sogar leicht und macht erleichtert. Manches ist schwieriger, geht trotzdem in die Tonne."

"Die Challenge hat einen richtigen Loslass-Strom losgelassen."

"Jede Menge Dinge, gegen jede Menge Klarheit. "

"Das Entrümpeln hat den Blick für's Wesentlichere freigegeben."

"Ganz viel Ballast, den ich vorher irrtümlicher Weise doch noch mit Sicherheit verbunden hatte; und somit einiges an emotionalem Gedöns, das mir gar nicht bewusst war, dass es noch in den Regalen stand. ..."

"Auch ich möchte noch ein Fazit schreiben. Ich bin richtig traurig, dass es schon vorbei ist. Bin nicht mit allem durchgekommen und hab noch so viel vor mir. Da werd ich mich wohl jetzt selbst motivieren müssen 🙂 Danke Alexandra Graßler für diese tollen Wochen! <3 Mir ist erst durch diese Challenge aufgefallen, wie unaufgeräumt mein ganzes Leben ist. Und in der letzten Woche habe ich mich gefragt, wenn mein Wohnheimzimmer, mein Zuhause, mein Handy, meine Mails, meine Schubläden usw., wenn alles unaufgeräumt ist, wie soll ich es dann schaffen, in mir selbst aufzuräumen? Deshalb bleib ich jetz dran und räume so lange, bis ich bei mir selbst beginnen kann. "

"Ich fühle mich viel leichter im Leben und wohler in meiner Wohnung. Dinge, Sachen, haben weniger Macht über mich... und diese Reflexionen in der Fastenzeit waren echt gut _ sich auf seine Werte zu besinnen."

"Klar, wenn ich Freude an etwas Neuem habe - kann ich es mit Freude kaufen. Doch nun verstehe ich besser die für mich "falsche Motivatoren", die mich zu zuviel Konsum bewegen.

Und diese neue Freiheit genieße ich."

Ich denke, das spricht für sich.

Wer sich jetzt anstecken lassen möchte, ist sehr herzlich eingeladen dabei zu sein! Auf dieser Seite gibt es alle Informationen dazu und die Möglichkeit sich anzumelden: https://alexandragrassler.net/fasten-challenge-2017/

Vielen Dank an dich Jürgen für die Gelegenheit die Fastenchallenge in deinem Blog vorzustellen!


Gern geschehen! 🙂

Natürlich werde ich dieser Aufforderung gerne folgen und 2017 mitfasten. Extra in meinen Aufzeichnungen von 2016 nachgelesen wie es damals für mich lief:

  • jeden Tag gespannt auf nächste Aufgabe
  • teilweise enttäuscht wenn Bereich betraf der bei mir schon aufgeräumt war 😉

In dem Sinne: möge es eine gute Fastenzeit werden. 😉